Da es ja doch relativ häufig Anfragen bzgl. L066 gibt, möchte ich diesen Zuchtbericht beisteuern aber gleichzeitig sagen, dass dieser nicht als Anleitung verstanden werden sollte, sondern vielmehr meine Erfahrungen dokumentiert und widerspiegelt, was bei uns funktioniert (hat).
Gattung/Art:
Hypancistrus sp. "L 66" (King Tiger Pleco, Königstiger-Harnischwels)
Herkunft:
Rio Xingú, Nahe Belo Monte, Brasilien
Größe: ca. 15 cm
Empfohlene Beckengröße: ab 100 cm
Geschlechtsunterschied:
Der ganze Körper des Männchens ist mit Odontoden besetzt. Auch die Weibchen bilden Interopercular-Odontoden aus. Die Bestachlung ist i. A. länger als bei anderen Hypancistrien. Männchen erkennt man wohl am besten am starken Odontodenwuchs auf dem ersten Brustflossenstrahl
Sozialverhalten:
Es handelt sich um eine ruhige, verträgliche Art.Die Tiere sind überwiegend nachtaktiv, eher scheu und schreckhaft (was sich jedoch nach guter Eingewöhnung etwas gibt), begeben sich aber auch am Tag aktiv auf Futtersuche und können in den Abendstunden (beginnende Dämmerung) sehr gut beobachtet werden.
Haltung:
Die Art stellt wenige Ansprüche an das Wasser. Für die Haltung ist Leitungswasser vollkommen ausreichend.
Es handelt sich um einen Allesfresser (fleischlich orientiert: Frostfutter, Artemia, ..., Welschips. Aber auch Gemüse wie Kartoffeln, Gurke und Salatblätter werden von manchen Tieren gerne genommen.)
Bei uns erhalten sie Welschips ( JBL Pleco Chips, Sera Wels-Chips,...), Frostfutter (Weiße und schwarze Mückenlarven, Krill, ...). Nachzuchten bekommen zunächst Cyclop-Eeze und zerriebenen JBL Tabis. Die Jungtiere sind oft an weichen Wurzeln zu finden, von denen sie wohl den Aufwuchs abfressen.
Es handelt sich um einen Höhlenbrüter. Es werden sowohl Standardhöhlen als auch Höhlen mit seitlichem Eingang angenommen.Wir haben die Höhlen von Stepfanie herz ( die wir nur empfehlen können)
Die Brutpflege betreibt das Männchen.
Unsere hatten ihre ersten Nachkommen im Gesellschaftsaquarium bei folgenden Wasserwerten:
pH: 6,5, KH: 3° dH, GH: 7° dH, T: 27° C
Oftmals empfohlene Zuchtberichte (z.b.stärkere Strömung, Temperaturerhöhung) waren nicht erforderlich.
Wenn die Weibchen laichreif sind, gesellen sie sich zu einem Männchen in die Höhle und verbleiben dort für 1-3 Tag(e). Die eigentlichen Paarung oder Eiablage konnte ich noch nie beobachten (findet womöglich nachts statt.
Die Größe der Eier ist selbst für Harnischwelse erstaunlich. Sie messen ca. 5 mm im Durchmesser und sind von gelblicher Farbe.
Bei 29 Grad Celcius schlüpfen die Larven etwa 5 Tage nachdem das Weibchen die Laichhöhle wieder verlassen hat. Viel mehr als die Augen, einen unpigmentierten Schwanzstiel und den riesigen Dottersack kann man nicht erkennen. Pro Gelege sind es bei mir 20-35 Larven, was auf eine ursprüngliche Gelegegrösse von etwa 40-50 Eiern schließen lässt, wenn man unbefruchtete Eier und während der Entwicklung oder beim Schlupf abgestorbene Larven berücksichtigt.
Hier sollte ich erwähnen, dass manchmal einzelne oder zusammenklebende Eier (sowohl unbefruchtete als auch schon in Entwicklung befindliche) sowie Larven vor dem Freischwimmen, meistens schon direkt nach dem Schlupf, aus der Höhle gewirbelt werden. Ich glaube nicht, dass das normal ist, und bin dazu übergegangen, die Bruthöhle samt Männchen kurz vor dem Schlüpfen der Larven in ein kleineres Becken zu überführen, dass mit dem gleichen Wasser befüllt ist wie das eigentliche Zuchtbecken.
Nach 1 bis 2 Tagen sind alle Larven geschlüpft und sammeln sich an einer Stelle des Beckens, wo sie sich mit ihren winzigen Mäulern festsaugen. Das noch in der Höhle befindliche Männchen wird wieder ins Zuchtbecken überführt.
Da ich es sowieso vorziehe, die Jungen in einem separaten Becken aufzuziehen (hauptsächlich deshalb, um sie vernünftig und gezielt füttern zu können), finde ich diese Lösung recht praktikabel, da es den Jungen als auch dem Vatertier Stress durch Fangaktionen erspart.
3-4 Tage nach dem Schlupf kann man eine beginnende Pigmentierung der Larven feststellen. Der zuvor kugelrunde Dottersack ist mit dem Längenwachstum der Larven in eine ovale Form übergegangen. 10-11 Tage nach dem Schlupf ist der Dottersack nahezu aufgebraucht. Die Jungtiere sind jetzt schon etwa 1,5 cm lang, voll gefärbt und sehen aus wie Miniaturausgaben ihrer Eltern. Sie beginnen bald mit aktiver Futtersuche und fressen wie ihre Eltern alles (nur muss es natürlich die entsprechende Grösse aufweisen).
Das Aufzuchtbecken muss sauber gehalten werden, sich bildender Bakterienrasen und Schleim ist zu entfernen. Wasserwechsel erfolgt mit Wasser aus dem Zuchtbecken, später nach langsamer Umgewöhnung mit reinem Leitungswasser.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick über die Zucht der L-66 geben.Das 1+3.Bild zeigt den letzten Nachwuchs der jetzt ca 2 Monate ist.das 2. Bild zeigt ein ausgewachsenes tier.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »welsliebhaber« (22. Februar 2007, 17:04)