Auch ich habe in meinem Aquarianerleben immer wieder die Erfahrung gemacht, daß Fische alles andere als dumm sind, Besonders gilt dies für die Tiere, die mir am Herzen liegen, sprich amerikanische Barsche der größeren kategorien und der Gattung Arowana, von denen ich im Laufe der Jahre 3 Osteoglossum bicirrhosum Jungtiere je etwa 2 Jahre vom Baby, das gerade seinen Dottersack verloren hat bis zu einer Größe von etwa 50cm herangewachsen waren und 1 Scleropages jardini über 9 Jahre gepflegt habe.
Jedes dieser Tiere war ein Individuum, was die Amerikanischen Osteoglossen angehtvom scheuen, immer schreckhaften Verpisser, der schon Angst vor Fischen hatte die er hätte schlucken und fressen können und der sich weil aus Angst und Erschrecken springend immer irgendwo Maleschen zuzog, einer Freßmaschine, der immer erstmal daran dachte alles fressen zu wollen, bis zu dem, der schon als Heranwachsender sehr aggressiv war und große Barsche verhauen hat. Leider habe ich sie alle vor dem Erwachsenenalter abgeben müssen, da ich zuhaus bei den Eltern wohnend kein passendes, in der Größe ausreichendes Aquarium aufstellen durfte.
Allen, auch meinem letzten, derm australischen S. jardini war eins gemein: Sie sind sehr lernfähige Genossen, lernen wie schon beschrieben an Geräuschen wie Schritten, Klingeln, Staubsauger, Räuspern Ereignisse zu verbinden und erkennen mit dem was passiert, auch wenn sie noch nicht sehen was auf sie zukommt. Ihr Sehvermögen erlaubt es Personen sofern sie nicht schon am Schrittschall erkannt wurden spätestens bei Sichtkontakt sofort zu unterscheiden und sie reagieren auf neue Besucher meist neutral, ihnen bekannte werden je nach Priorität mehr oder weniger lebhaft begrüßt. Mein Quigley, der Australier begrüßte meine eine Physiotherapeutin zum Beispiel immer erregt und freudig, sie "spielte" immer mit ihm indem sie mit dem Finger an der Scheibe hin und herfuhr und er dem Finger mit Inbrunst folgte. Die anderen beiden Therapeuten interessierten ihn nicht.
Auch "Futtergeber" lernen sie schnell kennen, können bei der Verteidigung Ihres Revieres fast gleich aussehende Welse oder Barsche unterscheiden und zwacken gezielt immer nur die, mit denen sie aus irgend einem Grund mal Streit hatten. Dabei sind sie sehr nachtragend, so daß ich einen meiner großen Kaktuswelse schon abgeben mußte, weil nur dieser (es schwammen noch 4 weitere "gleicher Bauart" dort), ständig attackiert wurde und immer ramponiert aussah.
Zum Thema Lernen noch dies: Als ich Q. bekommen habe war er etwa 20cm groß und fraß nur rote, lebende Goldfische, schwarzrote, weiße, rot-weiße rührt er nicht an. Das war sehr lästig, denn im Winter rote kleine Goldfische zu besorgen erweist sich als nicht einfach und kostenintensiv bei dem Futterumsatz eines ständig hungrigen Jungtiers- Nach mehreren teils drastischen und sehr langen Hungerpausen um ihn an anderes Freßbares lernte er langsam und unwillig mit "spitzen Zähnen", daß auch andere Farben freßbar sind, später dann auch tote Goldis zu fressen und letztendlich immer mehr Futtesorten, wie Mückenlarven, Pellets, Tabletten und zum Schluß eben gefrorene und aufgetaute Fische als Hauptbestandteil der Ernährung.
Alles, was um sie herum vorgeht wird setig sehr aufmerksam beobachtet, man fragt sich manchmal wer im Glaskasten sitzt und wer da wen beobacchtet, alle meine Aros reagiern auf Musik und sahen gern fern. Der australische Aro "Quigley" stundenlang, besonders auf schnelle Lichtwechsel und auf grün schien er besonders neugierig. Bei Langeweile, man sah es dem Tier an, fing er an zu "sppielen" um sich Ablenkung zu schaffen, und dabei Steine zu schieben und Schwimmpflanzen und Mooskugeln zu "jagen" und zu zerbeißen oder im Jugendalter Vallisnerienblätter abzureißen. Dabei lernte er, daß er die Blätter erst einmal im unteren Bereich knicken muß, um eine Bruchstelle zu bekommen, dann ziehen - zog er einfach nur rückwärts schwimmend zerrte er nur die Pflanze aus dem Boden. Nachdem er das gelernt hatte, blieben von den Vallis nur noch Stümpfe. AuchFische im Becken hin- und herzujagen (ich denke da an die Prachtschmerlen, mit denen er lang das Becken teilte) ohne sie wirklich zu verletzen oder fressen zu wollen, schien ihm in diesen Momenten abzulenken.
Jetzt wo ich angefangen habe fallen mir noch viel mehr Erlebnisse aus vergangenen Tagen ein. Jeder Tierpfleger, der seine Tiere mag neigt sicher dazu diese und ihr Handeln zu "vermenschlichen" und sie mit menschlichen Verhaltensweisen zu interpretieren. Auch ich- zugegeben- aber ist das eine Schwäche? Haben wir alle einen an der Waffel und spinnen- Nein, sicher nicht, mir jedenfalls ist mancher Fisch lieber als die Menschen. Und daß unsere glitschigen Freunde alles andere als dumm sind, steht zumindest für mich außer Zweifel.
MfG