Hi Fories,
um den ausgeprägten Appetit meiner "Räuber" nicht nur mit teuer bezahlten und u.U. mit Parasiten und/oder Infekten behafteten Futterfischen befriedigen zu müssen, kam ich letztes Jahr im Sommer auf die Idee, den Zebrabuntbarsch (A. nigrofasciatum) zu züchten. Anlässlich unseres Foren-Grilltreffens in Norderstedt ergab sich die Möglichkeit, etliche Tiere der gescheckten (marbled) und weissen Zuchtform zu übernehmen.
Da ich die Tiere nicht nur vermehren, sondern gezielt und planmässig züchten wollte, setzte ich zwei weibliche marbled mit stattlichen blutfremden Männchen in natur-/wildfarben und ein Männchen marbled mit einem stattlichen blutfremden weissen Mädel an.
Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten und es wuselte vielfarbig in den Aquarien. Alle drei Paare führten Jungfische in natur, marbled und weiss. Die Jungen wuchsen sehr zügig heran, dazu das interessante Balz- und Paarverhalten sowie die ausgeprägte Verteidigung von Revier und Nachwuchs - es war eine Freude, dabei zuzusehen.
Aber, um gutes Wachstum zu erzielen, fütterte ich reichlich. Da die Paare in 80 bzw. 120 Ltr. Aquarien angesetzt wurden und jeweils ca. 120 Jungfische führten, musste ich mind. alle zwei Tage ausgiebig Wasserwechsel machen und ca. im 10-tägigem Intervall die Innenfilter vor dem Kollaps bewahren und die schnell zuwachsenden Scheiben reinigen. Nebenbei, die Geruchsentwicklung war auch recht beeindruckend .....
Viel Arbeit, aber auch sehr ergiebig, diese Lebendfutterzucht.
Schnell waren die ersten Jungfische bei ca. 1,5 - 2,0 cm und waren geradezu mundgerecht für meine "Drachen".
Anfänglich wurde die eingesetzte Schar von ca. 50 Jungfischen auch täglich kleiner, aber nach ca. 14 Tagen blieb ein "harter Kern" von ca. 15 Jungfischen über und nahm nicht weiter ab.
Ich setzte den nächsten Schwung ein, der wurde teilweise dezimiert, aber auch von denen blieben etliche Tiere "über", wuchsen und gediehen.
Der 3. Versuch endete vergleichbar. Zwischenzeitlich tummelten sich ca. 35 Jungfische von ca. 1,5 - fast 5,0 cm Grösse unbehelligt und streitsüchtig im Becken der Drachenköpfe. Diese zogen sich deutlich "genervt" immer mehr zurück und die Nigros dominierten das Becken.
Eine nächtliche Beobachtung machte mir dann klar, dass sich daran auch nichts ändern würde. Statt wie üblich die Nacht in der Deckung zu verbringen, standen die Nigros alle zusammen dicht unter der Wasseroberfläche. Dort wurden sie von den "Drachen" nicht erreicht und erfreuten sich ungetrübten Wohlbefindens. Tagsüber mussten die Chichliden nur darauf achten, nicht zu sehr in die Nähe der "Drachen"mäuler zu kommen. Eine Übung, die sie locker beherrschten.
Durch die beginnende Geschlechtsreife wurden die Nigros noch aggressiver, sowohl untereinander als auch artfremden "Futter"fischen gegenüber. Die hielten sich dann tagsüber unter der Wasseroberfläche auf, wo sie von den Drachen auch nicht erreicht wurden.
Trotz reichlich kleiner Fische im Becken drohten meine Räuber also zu verhungern. Dazu kam, dass die Rennschnecken nur noch nachtaktiv waren und die Turmdeckelschnecken von den Chichliden ausgerottet wurden. Sie wurden dann entfernt und kamen zum Armmolch ....
Fazit: Für Drachenköpfe als Futterfisch
nicht geeignet ....
Ich beendete daraufhin meine Zuchtaktivitäten und gab die bewährten Zuchtpaare und einige schöne und grosse Nachzuchten ab.
Beim Armmolch wachsen und gedeihen die Nachzuchten hervorragend. Auch hier gibt es erste Balz- und Paaraktivitäten. Allerdings ist der Molch von dem Treiben der Chichliden überhaupt nicht beeindruckt. Ihn interessieren die Fische nur, wenn sie in Reichweite sind. Und da sich mit zunehmender Grösse der Fische sein Jagderfolg erhöht ........ :thumbup:
Fazit: Klein ungeeignet, grösser werdend zunehmend geeignet als Lebendfutter für Armmolche.
Ein paar schöne Nachzuchttiere setzte ich zur weiteren Aufzucht zu meinen Moschusschildkröten. Nach einiger Zeit befürchtete ich, meine Schildkröten könnten krank sein. Fast nur noch auf dem Trockenen und entzündete Stellen an den Weichteilen. Bis ich eines Tages feststellen musste, Ursache waren die Nigros. Die bissen und verfolgten die Schildkröten, die geradezu panisch wurden. Was vermutlich mal mit dem harmlosen Abzupfen von Häutungsresten begann, endete fast in einem Fiasko .....
Daraufhin beendete ich das Zusammenleben sofort und die Chichliden endeten als "totes" Schildkrötenfutter.
Fazit: Zumindestens in grösserer Anzahl
nicht für das Zusammenleben mit Schildkröten geeignet.
Dann zogen vier Kugelfischhybriden T. conichensis x T. abei bei mir ein. Diese Kugler fressen neben Schnecken, Würmern, usw. auch Fische. Ein T. conichensis Wildfang, den ich vor Jahren hatte, erbeutete regelmässig Jungfische bis 5 cm von dem Purpurprachtbarsch P. pulcher.
Also setzte ich - abgezählt - 10 kleinere Nigros zu den Kugelfischen. In der 1. Nacht verschwanden 4 Nigros, die restlichen 6 Stück erfreuen sich bester Gesundheit und beginnen anstrengend für die Kugler zu werden. Sie machen ihnen das Futter streitig und beginnen mit ersten Balzaktivitäten. Ich werde sie entfernen müssen, das 1. Paar hat just gestern abgelaicht ......
Fazit:
Nicht geeignet für Kugelfische, die Fische nur "nebenbei" erbeuten.
Seit ca. 3 Wochen pflege ich einen kleinen afrikanischen Kofferkugelfisch T. miurus, ein spezialisierter Fischfresser und ausdauernder Jäger.
In der 1. Nacht frass er 2 Nigros, danach traten Verluste nur auf, wenn der Kugler sich ihrer Zudringlichkeiten erwehrte und dabei einen Fisch - quasi versehentlich - verletzte. Ich musste nach 5 Tagen die Nigros zur Freude der Schildkröten entfernen, um dem Kugler weiteren Stress zu ersparen.
Fazit: Auch für Raubkugler nur sehr bedingt geeignet.
Gesamtresümee: In einem Artenbecken ist der Nigro ein faszinierender Fisch, der mit seinem Verhalten begeistern kann.
Als
Lebendfuttertier ist er - aufgrund seiner "Intelligenz", Wendigkeit und Aggressivität -
eine Katastrophe!
Deshalb wird der Nigro in meinem Bestand auch wieder "aussterben".
Gruß
Jon
P.S. Anhängend ein paar Bilder, die die Ergiebigkeit, aber auch die Wasserbelastung verdeutlichen
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