Hallo Michael,
dauerhafte Pflege und weite Verbreitung?!
Die Weibchen sind graue Mäuse, die eigentlich immer versteckt sind. Entweder, weil sie brüten oder weil sie sich der hektischen Zudringlichkeit der Männchen entziehen.
Bei den Männchen zeigen nur dominante Tiere volle Pracht, unterlegene Männchen sind eher farblos und waren bei mir permanent auf der Flucht. Sie sind innerartlich sehr aggressiv und nach meiner Erfahrung nur in wirklich deckungsreichen (= zugewucherten!) Becken oder in relativ grosser Bestandsdichte, d.h. schon fast im Schwarm über einen längeren Zeitraum gesund zu halten.
Ein Zuchtansatz 2,4 in einem 360 Ltr. Becken führte innerhalb einer Woche zu 4 brütenden Weibchen und dem Tod des unterlegenen Männchens.
Ich habe die Weibchen separiert und die Brut im "Schwarm" aufgezogen. Die Weibchen wurden gut angefüttert wieder zurückgesetzt und hatten binnen 1 Woche wieder volle Mäuler. Da ich noch mehr Jungfische nicht wollte, beliess ich sie beim Männchen. Ein Fehler! Eine 3. Brut kam nur noch mit dem dominantesten Weibchen zustande, die anderen 3 starben ausgezehrt einen frühen Stresstod. Sie wurden ja nicht nur vom Männchen permanent bedrängt und gejagt, sondern waren auch untereinander nicht zimperlich. Trotz reichlicher Fütterung bekamen sie wohl nicht genug ab ....
Jungfische kamen im Gesellschaftsbecken auch nicht hoch, da das verwitwete Männchen sie auch ständig hetzte ....
Die besten Erfahrungen machte ich noch mit der Gruppenaufzucht und -haltung der Jungfische. Es waren in Summe 38 Stück, die verlustfrei aufgezogen wurden. Das Geschlechterverhältnis war ausgeglichen, wobei nur 3 Männchen Dominanz und Farbe entwickelten.
Das Becken hatte die Masse 0,75 x 0,4 x 0,4 Mtr, Sand/Kiesgemisch als Bodengrund, ein paar Rohre und faustgrosse Steine, Filter und Heizstab.
Nach Erreichen der Geschlechtsreife teilten sich die 3 dominanten Männchen den unteren Bereich des Beckens auf, der Rest schwamm überwiegend im oberen Bereich als "Schwarm". Sie laichten regelmässig und willig, allerdings gingen alle Bruten, die ich nicht separierte, unter. Und separieren tat ich nur zu Lebendfutterzwecken ....
Der "Schwarm" stand die meiste Zeit relativ passiv unter der Wasseroberfläche, von wenigen Geplänkeln abgesehen, während die 3 Platzhirsche sich pausenlos!!! gegenseitig androhten bei ihren Grenzpatroullien. Geriet ein Fisch aus dem "Schwarm" unterhalb eines Mindestabstands vom Boden, wurde er vom Revierinhaber sofort angemacht und zu 99,9% wieder in den "Schwarm" gejagt. Nur 2 x habe ich die Balz mit Eiablage beobachten können ...
Man hatte die Wahl. Wenige Fische mit viel Platz führte bei mir zu hektischer Daueraggressivität und hohe Bestandsdichte zu einem relativ langweiligen Verhaltensmuster, welches vermtl. trotzdem voller Stress für die Fische war .....
Ich habe nach etwa 1 Jahr die Tiere in den Zoofachhandel gegeben ..... und es bis heute nicht bereut .....
Gruß
Jon
"Das grösste Problem in der Geschichte der Menschheit ist, das die Leute, die die Wahrheit kennen, den Mund nicht aufmachen und diejenigen, die von nichts eine Ahnung haben, bekommt man einfach nicht zum Schweigen." (Tom Waits)